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Terra Preta (Quelle: Stadt Rottweil)
Zur Umsetzung einer intensiven, jedoch wirtschaftlichen Begrünung der Grünflächen möchte die Stadt Rottweil in Zukunft eigenen, fruchtbaren Boden innerhalb einer Kreislaufwirtschaft herstellen. Unter der Bezeichnung von Terra Preta („schwarze Erde“) wird bereits weltweit eine fruchtbare Art von Boden auf Grundlage der ursprünglich gefunden Erde in Südamerika hergestellt und verkauft. Terra Preta besteht vorwiegend aus Pflanzenkohle (pyrolytisch verkohlte holzige Pflanzenreste) und stickstoffhaltiger Biomasse (Park- und Gartenabfälle), die durch effektive Mikroorganismen zu Nährstoffen ab- und umgebaut und durch die Pflanzenkohle pflanzenverfügbar gespeichert werden. Zusätzlich fungiert die Terra Preta- Erde wie ein Schwamm, da durch die enthaltene Pflanzenkohle eine erhöhte Menge an Wasser gespeichert und an die Pflanzen abgegeben werden kann.

Das Ziel ist es, einen geschlossenen Materialkreislauf der natürlichen Ressourcen innerhalb der Flächen der Stadt Rottweil zu erstellen und dadurch ökologisch, wirtschaftlich und umweltschonend zu arbeiten. Alle Materialien im Kreislauf sollen zukünftig aus den städtischen Flächen stammen und zur positiven Ökobilanz der Stadt beitragen. Der Materialkreislauf sieht wie folgt aus:
- Verwendung von städtischem Grünschnitt
⇒ Minimierung der Kosten und CO2-Emissionen des Transports und Abfuhr
- Herstellung von Pflanzenkohle durch Pyrolyse aus städtischem Grünschnitt
⇒ Verwendung der Abwärme aus Pflanzenkohle-Herstellung (Pyrolyse)
⇒ Verwendung der Pflanzenkohle für Herstellung von Terra Preta
- Einbringung der fruchtbaren Erde in städtische Grünflächen
⇒ Langfristige Speicherung von CO2 im Boden
⇒ Steigerung der Begrünung der städtischen Grünflächen und biologischer Vielfalt
⇒ Reduzierung der Unterhaltung und dessen Verwaltungsaufwand
- Verwendung von städtischem Grünschnitt… s.o.

Der Mehrwert einer Kreislaufwirtschaft wird insbesondere darin liegen, dass der Grünschnitt nicht mehr als Abfall abgeführt wird, sondern als wertvolles Material gesehen, wiederverwendet wird und schlussendlich nachhaltig im Kreislauf der Natur innerhalb der Stadt Rottweil bestehen bleibt. Durch die eigene Erdenherstellung kann eine Arbeitsstelle geschaffen werden, die sich um den gesamten Prozess und Ablauf der Terra Preta Herstellung auf dem Lagerplatz kümmert, Mischung der Materialien, Kontrolle und Umsetzen der Mieten etc. Die Sensibilisierung für die Erde gegenüber der Mitarbeiter des städtischen Betriebshof und der externen Firmen führt dazu, dass der Grünschnitt und anfallendes Material entsprechend sauber be- und verarbeitet wird, da die eigene Erde wieder in die städtischen Grünflächen eingebracht wird.
Die wechselnde Grabbepflanzung der Rottweiler Friedhöfe stellt besonders hochwertiges Material dar, jedoch nur, wenn künstlicher Grabschmuck getrennt gesammelt wird. Hierfür ist eine intensive Einbindung der Pflegefirmen auf den Friedhöfen, sowie der Privatpersonen notwendig, um den Kreislauf der Materialien deutlich zu machen. Die Verwendung von Material anderer Hersteller kann dadurch deutlich minimiert werden, ebenso, wie die bisherigen Entsorgungskosten des Grünschnitts. Durch die Verwendung der Biomasse, sowie zusätzlich der Pflanzenkohle können hohe Mengen von CO2 langfristig im Boden gespeichert werden und die verwendeten Maschinen, sowie die des städtischen Betriebshofes in der CO2-Bilanz neutralisiert werden.

Die Herstellung der eigenen Terra Preta-Erde erfolgt in kleinen Schritten. Die Biomasse, dh. der Park- und Grünschnitt wie Laub und Pflanzenreste haben ihren Ursprung in den städtischen Grünflächen und können zerkleinert als Grundlagemasse verwendet werden. Die Herstellung von zertifizierter Pflanzenkohle ist komplex und der Betrieb entsprechender Anlagen erfordert Wissen, um die hohen Anforderungen gerecht zu werden. Dadurch wird vorerst zertifizierte Pflanzenkohle von regionalen Herstellern verwendet. Als zukünftiges Gemeinschaftsprojekt können die städtischen Energiewerke durch eine Pyrolyseanlage mit eingebunden und die Abwärme der Anlage entsprechend genutzt werden. Die städtische Kreislaufwirtschaft kann auch auf private Grünflächen erweitert werden, indem die Bevölkerung ihren Grünschnitt als Rohstoff abliefern und als Terra Preta-Produkt wiederverwenden kann.

Ein erster Versuch eigene Erde herzustellen, wurde bereits im Herbst 2019 in kleinem Rahmen gestartet. Dabei wurde städtisches Grüngut mit Pflanzenkohle und z.T. Gülle in verschiedenen Verhältnissen vermischt und fünf bis sechs Monate auf dem Bodenlagerplatz gelagert, sodass ein vollständiger Ab- und Umbau der Biomasse zu Terra Preta erfolgen konnte. Während des gesamten Herstellungsprozesses wurden durch ein externes Fachbüro regelmäßig Bodenproben genommen und analysiert. Die Ergebnisse sind positiv, sodass die hergestellte Terra Preta bereits in die städtischen Sommerflorbeete eingebracht wurde. Der positive Effekt ist insbesondere in der Reduzierung der Gießvorgänge im August 2020 durch den Betriebshof bemerkbar. Die Pflanzenkübel mit herkömmlicher Erde wurden zweimal pro Woche gegossen, wobei die Pflanzen in Terra Preta zehn Tag ohne Gießdurchgang ein ebenso schönes Pflanzenbild darbieten konnten.

Selbst hergestellte Terra Preta innerhalb eines städtischen Kreislaufes hat durch die Reduzierung des Personen-, Material-, und Maschineneinsatzes positive Umweltauswirkungen, insbesondere auf Minimierung von CO2-Austoß bzw. Speicherung, Verwendung der natürlichen Ressourcen und Wiedereinbringung von Nährstoffen in die städtischen Grünflächen. Ressourcen, wie Boden, Wasser und Pflanzenmasse werden durch die Herstellung und Verwendung von Terra Preta tatsächlich genutzt und im natürlichen Gefüge, dem biologischen Kreislauf der Natur erhalten.

In Zeiten von Klimawandel müssen die Städte umdenken und die politisch geforderten Anpassungen und Erweiterungen im Grünbereich nachhaltig gestalten. Dabei kann die Stadt Rottweil Vorreiter sein und durch Austausch und Weiterentwicklung in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, Landwirten und Privatpersonen die natürlichen Ressourcen zukünftig umweltschonend im Einklang der Natur zu nutzen.

Die Projektleitung und -überwachung läuft über die Abteilung Tiefbau der Stadt Rottweil, Herrn Albert Schmidt und Frau Carmen Biber, Sachbearbeiter für Grünflächen und Gewässer. Für einen Wissens- und Erfahrungsaustausch sind die Lokale Agenda 21 Rottweil durch Herrn Raymund Holzer und Frau Jutta Steffens, sowie der Arbeitskreis Schule- Wirtschaft durch Frau Christine Schellhorn und das Bürgerforum Rottweil durch Herrn Henry Rauner in das Projekt eingebunden.

Die Terra Preta- Herstellung erfolgt auf dem städtischen Lagerplatz Stallberg, Gemarkung Rottweil. Die Erlaubnis zum Umbau des Lagerplatzes zur notwendigen Neugliederung der Flächen wurde mit der Baugenehmigung im Juni 2020 erteilt. Der Umbau des Lagerplatzes ist nicht Bestandteil des vorliegenden Antrags. Aufgrund der Bewerbungs- und Bewilligungsphase ist der Projektstart nicht, wie geplant im Juli 2020 möglich gewesen. Zustäzlich waren durch die Corona-Pandemie die erforderlichen Gelder zum Umbau des Lagerplatzes kurzfristig nicht verfügbar, sodass sich der Baustart bis Ende August hinausgezögert hatte, nun aber begonnen hat. Die Fertigstellung des Lagerplatzes ist bis Ende Oktober geplant, sodass ein Projektstart für die Terra Preta ab diesem Zeitpunkt jederzeit möglich ist.

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